Michael Elsaesser übernimmt am 1. Oktober die Geschäftsleitung der Bernerland Bank von Peter Ritter. Allerdings blickt der erfahrene Manager nicht auf eine klassische Karriere in der Banken-Branche zurück. Grund genug, nachzufragen, was den Ausschlag für den neuen Job gegeben hat – für ihn und die Regionalbank.

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«Wir müssen die Komfortzone verlassen, um unseren Erfolg weiter zu festigen»

30.09.2020

Michael Elsaesser übernimmt am 1. Oktober die Geschäftsleitung der Bernerland Bank von Peter Ritter. Allerdings blickt der erfahrene Manager nicht auf eine klassische Karriere in der Banken-Branche zurück. Grund genug, nachzufragen, was den Ausschlag für den neuen Job gegeben hat – für ihn und die Regionalbank.

 

Michael Elsaesser, Gratulation zur offiziellen Übernahme der Geschäftsleitung der Bernerland Bank. Sie waren vorher in der Unternehmensberatung und zuletzt als CFO bei der Einkaufsorganisation ESA, nicht aber in der Bankenbranche tätig. Wie sind Sie zu Ihrem neuen Job gekommen?

Ich darf berichten, dass mich die Kontaktaufnahme der Verantwortlichen der Bernerland Bank ausgesprochen positiv überrascht hat. Als Führungskraft erhält man natürlich immer wieder Job-Angebote, meist aber aus der gleichen Branche, in der man schon tätig ist. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich das Interesse aus der Bankenbranche wahrgenommen habe.

Bei der Suche nach einem neuen Geschäftsleiter hat der Verwaltungsrat der Bank das Suchfeld geöffnet, bewusst auch nach einem Quereinsteiger gesucht und so seine Neugier und seine Offenheit unter Beweis gestellt. Diese Bereitschaft der Verantwortlichen, über den Tellerrand hinauszublicken und mit der Suche nach einer banken-externen Person neue Wege zu gehen, hat mir von Beginn weg imponiert.

Den Ausschlag für meine Wahl hat dann offenbar gegeben, dass ich in der Region gut verankert und vernetzt bin und dass ich grosse Kenntnisse in der Digitalisierung und im Prozess-Engineering habe. Zudem verfüge ich doch über ein bestimmtes Mass an Branchenkenntnissen: Mein Lebenslauf zeigt, dass ich mich mit Themen rund um Banking und Finance beschäftigt habe. Allerdings habe ich entweder aus Kundensicht gewirkt oder aber als Unternehmensberater auch Banken betreut.

 

Welches sind denn die Vorteile dieses Quereinstiegs?

Mit Alexander Bläsi und Bettina Wüest hat die Bernerland Bank bereits hochkompetente Bankfachleute in der Geschäftsleitung. Ich bringe nun aber anderes und neues Knowhow ein, etwa in der Digitalisierung, und meine, dass gerade diese Verbindung und die Vernetzung von Kompetenzen in der Geschäftsleitung eine grosse Stärke ausmachen. In anderen Branchen ist diese Interdisziplinarität selbstverständlich, nicht so aber im Bankenwesen.

Kommt dazu: Ich kann unsere Kunden aus ihrer eigenen Warte, aus derjenigen des CFO, betreuen. Das ist mein Vorteil: Ich glaube, die Bedürfnisse von Firmenkunden gut zu kennen und mich mit ihnen auf Augenhöhe unterhalten zu können.

 

Was Michael Elsaesser bei seinem Einstieg bei der Bernerland Bank besonders beeindruckt hat, erfahren Sie im Video.

 

 

Was hat Sie bewogen, die neue Herausforderung anzunehmen?

Ich scheine das Glück zu haben, dass mich die Gelegenheiten immer zum richtigen Zeitpunkt erreichen. Nach dem ersten Kontakt der Bernerland Bank war ich für die angebotene Herausforderung Feuer und Flamme. Ich war entsprechend hoch motiviert, alles zu geben, um diesen verantwortungsvollen und spannenden Posten zu erhalten.

Die Bernerland Bank hat mich darum dermassen gereizt, weil ich die Niederlassung in Kirchberg – und namentlich ihre Angestellten – gut gekannt habe. Mir ist aufgefallen, dass sie alle nicht nur ausserordentlich kompetent und umgänglich sind, sondern dass sie auch über eine sehr starke Verankerung in ihrem Wirkungsgebiet verfügen. Abgerundet hat diesen Eindruck der Aussenauftritt der Bank, den ich für sehr gelungen, sympathisch und aussergewöhnlich halte. Obwohl ich also vorher nie direkt Kundenkontakt mit der Bernerland Bank hatte, habe ich immer einen ausgesprochen guten Eindruck vom Unternehmen gehabt.

 

Die Bernerland Bank ist sehr erfolgreich und sehr gefestigt. Was möchten Sie – gewissermassen als der neue Besen – anders oder neu anpacken?

Bereits in meiner Vorstellung bei der Belegschaft habe ich angetönt, dass ich eine sanfte Evolution einer Revolution vorziehe. Aber: In dieser Evolution darf und soll es durchaus auch grosse Schritte geben.

Wir befinden uns in einem Negativzins-Umfeld, und dieses stellt eine aussergewöhnliche Herausforderung dar. Auf dem Status Quo verharren dürfen wir keinesfalls – das darf keine Bank! «So wie immer» ist keine Option. Wir dürfen uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen, schon aus Ertragssicht nicht; wir müssen uns bewegen. Wir müssen bereit sein, ungewöhnliche Wege zu gehen und wir müssen unsere Komfortzone verlassen, wenn wir weiterhin Erfolg haben wollen.

Überall höre ich, dass Unternehmen jetzt eine Digital-Strategie brauchen. Das stimmt wohl; ich meine aber, dass es vielmehr eine Strategie sein sollte, die in einer digitalen Welt funktioniert. Die Bernerland Bank ist in diesem Bereich zum Glück sehr gut aufgestellt. Wir betreiben zum Beispiel schon seit einigen Jahren ein digitales Marketing, um das uns andere Finanzinstitute in unserer Grösse beneiden. Wir werden dieses bestimmt ausbauen und auf die Vertriebskanäle ausdehnen.

Was wahrscheinlich – ohne mein aktives Zutun – ändern wird, ist die Zusammenarbeit mit dem Verwaltungsrat. Wo dieser früher Ziele gesetzt und Vorgaben gemacht hat, wird die Zusammenarbeit in Zukunft eher in Richtung gemeinsame Diskussion und Debatte verlaufen. Wohin die Reise in strategischer Hinsicht geht, wissen wir aber heute schon: Die Bernerland Bank wird ihre Kunden weiterhin ein Leben lang als Finanzberaterin begleiten wollen. Sie wird sich in Zukunft aber vielmehr auch als Partnerin für Firmenkunden profilieren.

 

Zur Person

Michael Elsaesser ist in einer Textilunternehmer-Familie in Kirchberg BE aufgewachsen, hat dort die Primar- und Sekundarschule besucht und am Gymnasium Burgdorf die Matura gemacht. An der Universität St. Gallen (HSG) hat er das Lizenziat in der Vertiefung «Bankwirtschaft» erworben. Den Berufseinstieg machte er während fünf Jahren als Unternehmensberater bei PricewaterhouseCoopers Management Consulting. Danach arbeitete er als Finance Manager für das Pharmaunternehmen Grupo Farma in Caracas, Venezuela, und schloss begleitend eine Weiterbildung zum Chartered Financial Analyst (CFA) ab. Ab 2007 baute Elsaesser als Corporate Development Manager in der Metall Zug Gruppe eine konzernweite interne Revision auf. Im Jahr 2009 wechselte Elsaesser als CFO zur ESA Burgdorf, bevor er 2020 Geschäftsleiter der Bernerland Bank wurde. Elsaesser ist im Vorstand des Handels- und Industrievereins Emmental und vertritt ihn im Vorstand des Kantonalverbands Bernischer Arbeitgeber-Organisationen.

 

Wie darf man sich Sie als neuen Chef vorstellen, welchen Führungsstil vertreten Sie?

Aus aktuellem Anlass vorweg: Ich werde nicht derjenige sein, der in der Bernerland Bank aus Lifestyle-Gründen die Du-Kultur einführt. Diese gibt es bei uns schon seit unserer Gründung. Dieses Merkmal ist aber eines, das mir ausgesprochen entspricht: Ich war schon immer ein Verfechter von flachen Hierarchien – wie sie zum Glück auch die Bernerland Bank kennt.

Ich glaube, dass die Menschen dann am liebsten arbeiten, wenn sie wissen, wohin der Weg sie führt, und wenn sie einen grossen Handlungsspielraum haben. Daher vergebe ich gerne Vertrauen und Wertschätzung; die Mitarbeitenden haben bei mir einen grossen Vertrauenskredit.

 

Die Bernerland Bank vertritt zum einen ja in einem bestimmten Mass traditionelle Werte, in anderen Dingen ist sie sehr fortschrittlich. Wie möchten Sie hier die Balance finden?

Ich meine, dass dieses Bild von zwei gegensätzlichen Seiten falsch ist. Ich interpretiere es vielmehr vertikal: Die grundlegenden Werte der Bernerland Bank – kompetent, persönlich, vertrauensvoll – sind ihr starkes Fundament. Darauf können wir aufbauen und zeitgemässe Elemente wie als Beispiele etwa die Zusammenarbeit in Partner-Netzwerken, Diversity, und Storytelling aufbauen. Das ist aber immer nur eine Frage der (kurzfristigen) Ausgestaltung, die sich immer wieder ändern kann. Wichtig ist indessen, dass die in das Fundament gegossenen Werte bestehen und erhalten bleiben. Das zeigt sich im Übrigen auch bei anderen erfolgreichen KMU.

 

Peter Ritter wechselt per 1. Oktober 2020 in den Verwaltungsrat. Aus dem operativen Geschäft der Bernerland Bank verabschiedet er sich.

 

 

Welche Besonderheit der Bernerland Bank schätzen Sie am meisten, welche möchten Sie nach aussen zu tragen helfen?

Was ich unsere Kunden und insbesondere das Publikum wissen lassen möchte: Unsere Kundenberater verfügen über eine ausserordentlich hohe Leidenschaft und Kompetenz. Sie sind regional verankert und haben eine grosse Kenntnis der regionalen Begebenheiten. Ich würde meinen, dass das etwas ist, was uns gegenüber vergleichbaren Banken auszeichnet und unverwechselbar macht.

 

In Kirchberg, wo Sie wohnen, repräsentiert Ihr Name eine lange Wirtschaftstradition. Wie wichtig ist Ihnen die Regionalität, die ja auch ein Kernwert der Bernerland Bank ist?

Ich lebe dem Credo «Vergiss nie, wo du herkommst» nach. Rund die Hälfte meines Lebens war ich fern der Heimat. Ich bin ihr aber immer verbunden geblieben und habe mich stets bemüht, den Kontakt zu meinen Bekannten aufrechtzuerhalten. Gerade deswegen weiss ich, was Heimat ist und fühle mich ihr auch ausserordentlich stark verbunden. Daher setze ich mich auch politisch und in Wirtschaftskreisen für das Emmental/Oberaargau ein. Und auch darum erfüllt es mich mit Freude, künftig für ein Unternehmen tätig zu sein, das die selbe Überzeugung und Ausstrahlungskraft hat wie ich.

 

Das Interview wurde von Stefan Herrmann von HerrmannKomm geführt.