Marc Pellet ist begeisterter Hobby-Ornithologe und Kunde der Bernerland Bank. Sein ganzer Stolz sind seine Eulen. «Ich lebe meinen Traum.»
Das unscheinbare Einfamilienhaus von Marc Pellet ist ein wahres Tierparadies. Über zwanzig Vogelnistkästen locken Spatzen, Meisen, Stare, Falken und Schleiereulen an. Futter- und Wasserstellen werden von Igeln, Füchsen, Iltissen und einem Paar Rotmilane besucht. «Alle Tiere sollen genug Nahrung haben. Dafür bin ich bereit, etwas zu tun», erklärt der 54-Jährige seinen Eifer.
Diese Naturverbundenheit hat Marc Pellet von seinem Vater. Ihm verdankt er einen Schlüsselmoment in seinem Leben: «Als ich sechs Jahre alt war, hat mir mein Daddy ein Buch über die einheimische Vogelwelt geschenkt. Ich habe dieses Wissen geradewegs aufgesogen», erzählt er. Seither bestimmen die gefiederten Freunde Marc Pellets Leben. Schon als Kind hat er Jungvögel aufgezogen und verletzte Tiere in eine Auffangstation gebracht. Später eignete er sich im Selbststudium alles Wissenswerte zur europäischen Vogelwelt, zur Lebensweise der Tiere und zu deren Federn an. In der Zwischenzeit ist Marc Pellet privater Eulenhalter und Mitglied in einem Show-Falkner-Team.
Seine Passion macht der Hobby-Ornithologe auch in seinem Wohnbereich sichtbar: «Mein Haus ist ein Vogelmuseum.» Vogelpräparate und -figuren zieren freie Flächen – Zeichnungen und Fotos Wände, Geschirr und Kissen. Das i-Tüpfelchen ist das «Vogelzimmer»: Hier tummeln sich Figürchen, ausgestopfte Modelle von gefährdeten oder vom Aussterben bedrohten Vogelarten sowie sage und schreibe über 10’000 Federn, die Marc Pellet in den vergangenen Jahrzehnten gesammelt hat. «Meine Gäste kommen jeweils aus dem Staunen nicht mehr heraus und vergessen dabei die Zeit.»
Marc Pellets ganzer Stolz sind jedoch seine quicklebendigen Eulen. Die Schnee- und Waldohreulen, Malaien- und Sprenkelkäuze teilen sich paarweise eine Voliere. Drei von ihnen hat er von Hand aufgezogen. «Damit lebe ich meinen Traum», schwärmt er. Ein Traum, den er fast schon begraben hatte. Doch vor zwei Jahren erhielt er unerwartet die Chance, ein eigenes Haus zu erwerben mit ausreichend Pachtland, um die Volieren in den vorgegebenen Grössen bauen zu können.
Von da an konnte Marc Pellet nichts mehr aufhalten. Er meldete sich für die fachspezifische, berufsunabhängige Ausbildung für private Greifvogelhaltung an und lernte während 60 Ausbildungs- und weiteren 300 Praktikumsstunden bei einem Falkner, Greifvögel tiergerecht zu halten und schonend mit ihnen umzugehen. Erst danach bewilligte ihm das Amt für Veterinärwesen die private Wildtierhaltung. Der lange Atem zahlte sich aus: «Ich habe meine Berufung gefunden.»
Marc Pellet sieht es als seine Mission, Greife einerseits zu schützen und andererseits den Leuten vorsorglich die Angst vor ihnen zu nehmen. «Man kann zu Eulen ein tiefes Vertrauen aufbauen», erklärt er. Dafür seien aber hunderte Trainingsstunden nötig. «Wenn ich eine Eule von Hand aufziehe, kann ich sie kraulen, mit ihr kuscheln und ihr spielerisch Befehle lehren, sodass sie zum Beispiel auf die Hand aufsteigt», fügt er mit leuchtenden Augen an.
Wichtig im Umgang mit seinen Eulen ist ihm, dass die Tiere aus freiem Willen Entscheidungen treffen können. Sie sollen nicht etwa durch Halten auf der Hand bleiben oder sogar durch Nahrungs-Entzug zufliegen. Genau darin zeigt sich das grosse Vertrauen, auf das Marc Pellet Wert legt. «Um sich auf der gleichen Ebene mit einer Eule zu treffen, ist es entscheidend, ihr jederzeit Respekt und Achtung entgegenzubringen», macht er klar und fügt abschliessend an: «Lehre den Greif begreifen.» Das sei ein Zitat einer weisen Person, die mit dem Adler fliegt.
Wie sich die Begeisterung für seine Eulen bei ihm selbst, aber auch bei seinen Gästen äussert, erzählt Marc Pellet im Video.
Sobald Marc Pellet nach der Arbeit bei seinen Eulen vorbeischaut, fühlt er sich sofort entschleunigt und gewinnt Energie. Zur Schneeeule Kira habe er einen ganz besonderen Bezug, erklärt der Hobby-Ornithologe. Sie kann wegen eines Gendefekts nicht fliegen. «Ich habe alles in Bewegung gesetzt, dass sie ihr Leben bei mir fortsetzen kann.» Malaia ist ein Malaienkauz. Sie ist die erste Eule, die Marc Pellet von Hand aufgezogen hat. Deshalb kann er mit ihr schmusen und sie streicheln.
«Ich finde es unglaublich schön, wenn ich meine Begeisterung an meine Besucher, insbesondere an Kinder, weitergeben kann. Wenn ich in die funkelnden Kinderaugen schaue und ich sehe, wie sie glücklich sind, dann macht mich das auch glücklich und ich bin zufrieden.»